Dreieich-Zeitung, 27. September 2006, Seite 14 G:

 

Stephanie Schurig bietet neuen Service für Senioren:
„AlSenioS“ setzt auf Zeit

Kreis Offenbach (DZ/jh) – Nichts ist so beständig, wie der Wandel: Diese Botschaft aus der Schatzkis­te unantastbarer Weisheiten gilt auch und gerade mit Blick auf die Gesellschaft und ihre Senioren. Von 1999 bis 2004 ist die Zahl der Dreieicher, die 80 Jahre und älter sind, um stattliche 32 Prozent angewachsen. Anno 2015 werden nach aktuellen Prognosen mehr als 30 Prozent der Dreieicher über 60 Jahre alt sein. Wer sich auf diesen Wandel einstellt, muss die Bedürfnisse der Menschen im Auge behalten. Die Frage, wie das Leben im Alter aussehen soll und organisiert werden kann, beschäftigt nicht nur den Einzelnen, sie fordert alle Glieder der Gesellschaft.

 

Soziales Netz

 

Auch in Dreieich sind die Fachleute im Rathaus darum bemüht, die Angebote für ältere Menschen auf ein möglichst breites Fundament zu stellen. Geknüpft werden soll ein soziales Netz, das Frauen wie Männern ein langes Leben in ihrer vertrauten Umgebung ermöglicht. In den Kreis der gesellschaftlichen Gruppen, die mit an diesem Netz knüpfen, hat sich im Frühsommer die Dreieicherin Stephanie Schurig eingereiht. Mit dem von ihr aus der Taufe gehobenen Alltags- und Senioren-Service („AlSenios“) möchte die 34-Jährige „maßgeschneiderte Hilfen in Alltag & Freizeit“ bieten und damit eine nach ihrer Überzeugung wichtige Lücke im Versorgungsnetz für ältere Mitbürger schließen. Zwischen pflegerischen und haushaltsnahen Dienstleistungen, die von charitativen oder kommerziellen Anbietern offeriert werden, wartet Schurig mit einem zentralen Element auf: mit Zeit.
16 Jahre lang war die in Langen aufgewachsene Frau im kaufmännischen Bereich tätig, zuletzt wirkte sie in einer Firma als Assistentin der Geschäftsleitung. Dann ereilte Schurig im Mai 2005 eine Geißel der Gegenwart: Sie wurde arbeitslos. Obwohl mit besten Referenzen ausgestattet und qualifiziert erwiesen sich alle Versuche, den Wiedereinstieg in die Berufswelt zu schaffen, als chancenlos. Seit November 2005 ist die Dreieicherin ALG II-Empfängerin und nur von einem Wunsch beseelt: „Ich möchte wieder auf eigenen Beinen stehen.“
So folgte dem Entsetzen über das Ende einer vermeindlich sicheren Berufslaufbahn die Bereitschaft, sich vollkommen neu zu orientieren. Zur Hilfe kam ihr dabei das ehrenamtliche Engagement in einer Frankfurter Wohngruppe für Demenzkranke – eine „unbezahlte aber erfüllende“ Tätigkeit unter dem Dach der Diakonie, die dem Alltag der Arbeitssuchenden neue Struktur gab. In der Auseinandersetzung mit den Angeboten für ältere Mitbürger entstand das Konzept für „AlSenioS“. Es basiert auf der Überzeugung, dass Menschen im fortgeschrittenen Alter, die selbstbestimmt oder aber unterstützt von Angehörigen das Glück haben, in ihrer vertrauten Umgebung leben zu können, im Alltag Unterstützung unterschiedlicher Art benötigen.
Zwischen den Tätigkeiten von Pflegediensten und reinen Haushalts­hilfen bietet Schurig nach unterschiedlichen Tarifen Zeit, die orientiert an den Bedürfnissen und Wünschen des Einzelnen gefüllt werden kann. „AlSenioS unterstützt Senioren in alltäglichen und außergewöhnlichen Situationen und steht deren Angehörigen entlastend zur Seite“, erklärt Schurig ihr Konzept, mit dem sie sich mittlerweile auch bei den kommunalen Anlaufstellen für ältere Mitbürger vorgestellt hat.
Die Jungunternehmerin ist dabei, ihren Ein-Frau-Betrieb in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Auf eigenen Beinen stehen, kann sie noch nicht, ihre Einnahmen werden mit den staatlichen Leistungen für ALG II-Empfänger verrechnet.
Der ungebrochene Wunsch nach wirtschaftlicher Eigenständigkeit wird getragen nicht zuletzt von jenen Erfahrungen, die Schurig mit dem für sie zuständigen Kommunalen Dienstleistungszentrum für Arbeit (KoDA) in Dietzenbach sammeln musste.
Sie sei ein Präzedenzfall, erfuhr Schurig, die sich angesichts der Frage, wie aus ihrer Lage heraus der Start des neuen Unternehmens zu

organisieren sei, nur an ratlose Gesichter erinnert. Die junge Frau musste sich nach eigenem Bekunden selbst schlau machen, musste die stetig wechselnden Gesprächspartner in den Behördenstuben mühsam mit den ihr zustehenden Möglichkeiten vertraut machen. „Nicht einmal Formulare gab es für mein Anliegen“, berichtet Schurig, die weder das ihr zugesagte Investitionsdarlehen noch das ihr zustehende dreimonatige „Einstiegsgeld“ von jeweils 263 Euro erhalten hat. Auf ersteres (das zurückgezahlt werden müss­te) hat sie nach Wochen des vergeblichen Wartens „freiwillig“ verzichtet, weshalb sie zu ihrem großen Unverständnis dann auch letzteres nicht bekommen hat.

 

Eigeninitiative

 

Eigeninitiative, gepaart mit dem festen Willen, sich auch von den Behörden nicht entmutigen zu lassen: So beschreibt Schurig den Motor, der sie in der langen Vorbereitungsphase antrieb. „Ich habe mich da wirklich reingekniet, habe Fortbildungen besucht, Ideen gesammelt und mein Konzept immer weiter konkretisiert“, berichtet die Firmengründerin, die betont, bei „AlSenioS“ handele sich nicht um einen Pflegedienst, sehr wohl aber könne beispielsweise eine Auszeit für betreuende Angehörige geschaffen werden.
Gute Erfahrungen hat Schurig nach eigenem Bekunden mit der bewährten Mund-zu-Mund-Propaganda gemacht. Sie weiß: Jemanden in sein Privatleben eindringen zu lassen, ist eine Frage des Vertrauens. Deshalb komme dem ersten Zusammentreffen eine große Bedeutung bei – für beide Seiten.
Arztbesuche, Einkaufstouren, Apothekengänge: All dies steht auf der Liste der Möglichkeiten. Aber auch ältere Herrschaften, die ganz einfach für ein paar Stunden pro Woche Gesellschaft suchen, vielleicht in Verbindung mit kleineren Hilfen im Haushalt, sind bei „AlSenioS“ an der richtigen Adresse.
 

DZ-Foto: Jordan, Quelle: Dreieich-Zeitung

 

Großer Bedarf


„Oft geht es ganz einfach um ein paar schöne Stunden“, so Schurig, die auch jenen ihre Unterstützung anbietet, denen für den Besuch von Kino, Theater oder Ausstellungen der Partner, respektive eine „sichere“ Hand fehlt. All dies seien nun einmal Aspekte, die durch einen klassischen Pflegedienst nicht abgedeckt würden. Mit Blick auf den demographischen und gesellschaftlichen Wandel, mit dem eine immer größere räumliche Dis­tanz innerhalb von Familien einhergeht, sieht Schurig einen wachsenden Bedarf: „Nicht nur ich selbst bin deshalb von meinem Konzept überzeugt.“
Der erste Kontakt, der oft über Kinder oder Enkel erfolgt, kann unter der Rufnummer (06103) 280297 aufgenommen werden. Nähere Informationen, auch zur Möglichkeit von Geschenkgutscheinen (abgerechnet wird stundenweise) finden sich auch im weltweiten Datennetz auf der Seite www.alsenios.de .

 

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